Für 4 Wochen habe ich in einem Kindergarten in Galle, im Süden Sri Lankas, Erzieherinnen ehrenamtlich unterstützt. Ich habe in dieser Zeit in einem Freiwilligenhaus, der Gray Villa, mit 40 Freiwilligen gewohnt. Unser Haus liegt nur 5 Gehminuten vom Sahana Beach entfernt in einer Wohngegend, wo ausschließlich Einheimische wohnen. Schon immer wollte ich einmal in meinem Leben eine gewisse Zeit am Strand wohnen – das kann ich nun von meiner To-do-Liste abhaken 🙂
Obwohl ich ohne Erwartungen an das Projekt herangehen wollte, hatte ich trotzdem eine grobe Vorstellung davon, was mich im Kindergarten erwarten wird. Vor Ort angekommen war ich tatsächlich positiv überrascht! Dazu gleich mehr, doch davor noch ein paar allgemeine Fakten:
In meinem Kindergarten sind 22 Kinder im Alter von 3-5 Jahren. Sie kommen aus der mittleren bis unteren Schicht. Er besteht aus einem Garten und einem großem Raum, geschmückt mit gebastelten Bildern der Kinder und zahlreichen, bunt bemalten Gruppentischen. Im Kindergarten wird Singhala gesprochen und den Kindern von klein auf Englisch beigebracht.
Der Tagesablauf und meine Aufgaben:
Der Kindergarten Tag beginnt um 8.30 Uhr und endet um 11.30 Uhr. Wenn alle Kinder angekommen sind, wird im Garten gemeinsam die Nationalhymne gesungen. In der Hymne wird das Mutterland Sri Lanka geehrt für all die Schätze, die es beinhaltet. Was für ein schöner Start in den Tag für die Kinder! Und zuckersüß zum Anschauen, wenn die Kleinen in ihrer Uniform alle in einer Reihe stehen und fest mitsingen. Danach begrüßen sich alle mit einem Englischen Lied und im Anschluss daran folgt noch ein Lied auf Singhala. Danach ist bis ca. 9.15 Uhr freie Spielzeit, die ich genutzt habe, um mit einzelnen Kindern das englische Alphabet jeden Tag zu üben. Es ist wirklich interessant, wie schnell die Kids lernen und welche Fortschritte sie in den vier Wochen gemacht haben. Vor allem sind sie so wissbegierig! Anschließend wurde gemeinsam gebastelt oder gemalt.
Hierfür überlegten wir uns am Vortag, welche Themen (und auf welche Art und Weise) wir mit den Kindern auf Englisch einführen wollen. Zum Beispiel Tiere, Emotionen, Formen. Nach dem kreativen Teil gab es um 10 Uhr Frühstück. Hier in diesem KiGa ist genau festgelegt, was die Kinder wann zu Essen mitbringen sollen. Am Montag gibt es zum Beispiel Bohnen, am Dienstag Reis, Mittwoch Obst und Gemüse, Donnerstag Kartoffeln und am Freitag dürfen sie essen (und anziehen) was sie möchten. Nach dem Frühstück gab es „Theorieunterricht“. Die Erzieherinnen haben uns hierfür Vorschläge und Material gegeben aber wir durften auch unsere eigenen Ideen einbringen, und so den Alltag nach unseren Vorstellungen mit gestalten. Wir haben viel mit Bildern gearbeitet, uns Geschichten ausgedacht, das Sprechen geübt und versucht, die englischen Wörter spielerisch beizubringen. Anschließend wurde gesungen, im Garten gespielt und getobt, damit die Bewegung nicht zu kurz kommt. So verging der Tag im Kindergarten rasend schnell. Wir wurden jeden Tag mit einem Van hingefahren und auch wieder abgeholt. In der Villa angekommen nutzen wir die Zeit vor dem Mittagessen, um den nächsten Tag zu planen. Fast immer schnitten wir für die Kinder die Vorlagen aus, sodass wir uns über jede Hilfe (oft von Freiwilligen aus anderen Projekten) freuten. Nach dem Mittagessen ging es direkt zum Strand. Dadurch, dass unser Arbeitstag schon so früh vorbei war, hatten wir genügend Zeit auch unter der Woche Ausflüge zu machen. Das ist wirklich super gewesen, denn so konnten wir einiges von unserer Umgebung sehen!
Fazit:
Der Kindergarten ist nicht mit einem Deutschen zu vergleichen. Oft gab es Stromausfall, ein Bad gibt es nicht (lediglich ein kleines Waschbecken im Garten) und den Kindern fehlt es an altersgerechten Spielsachen. Trotzdem war ich überrascht von dem guten Zustand und dem bunt gestalteten Raum. Was ich toll finde: es wird aus einfachen Dingen etwas Schönes gezaubert. Im Garten wurde beispielsweise eine Kette aus bemalten Kokosnussschalen an einen Baum gehängt, sodass die Kinder daran klettern konnten und ein alter Reifen wurde als Schaukel umgebaut. Was mir auch auffiel: Es viel den Kindern einfach, sich selbst zu beschäftigen ohne, dass sie viele Spielsachen zur Auswahl haben. Es gibt keine Puppenecke, keine Spielecke, keine Leseecke, wie es in deutschen Kindergärten oft der Fall ist. Aber die Kinder dort sind glücklich mit dem, was sie haben. Das Lächeln der Kinder hat mein Herz berührt. Sie strahlen so eine Freude aus und ich habe mich jeden Tag auf den Kindergarten gefreut. Es war für mich definitiv das richtige Projekt und ich bin so dankbar für die gemeinsame Zeit!
Schlimm war für mich nur der Erziehungsstil und die Bestrafungsmethoden einzelner „Teacher“, so wie alle Erzieherinnen genannt wurden. Es herrschte zum Teil ein sehr strenger Ton und nur wenig Einfühlungsvermögen. Zu uns waren die Erzieherinnen sehr nett. Wir haben sogar landestypisches Gebäck und Süßes bekommen, während die Kinder gefrühstückt haben. Positiv war auch, dass hier sehr auf den Umweltschutz sowie Plastikvermeidung geachtet wird. Die Kinder benutzen beispielsweise wiederverwendbare Flaschen und Dose. Ich habe es bewundert, wie der Kindergarten aus wenig Sachen so einen schönen Rahmen zum Lernen für die Kinder ermöglicht hat.
Allerdings wurde den Kindern oft Aufgaben abgenommen, wie das Schneiden, was für ihre motorische Entwicklung durchaus wichtig wäre. Zudem wurde ihnen vorgegeben, in welcher Farbe sie das Blatt auszumalen haben. Ich war geschockt, als ein Kind mich einmal gefragt hat, ob es in Ordnung sei, dass es den Hund rot ausmalt. Kreativität wurde nur wenig gefördert, was wir Freiwilligen allerdings versuchten entgegen zu wirken. Auffällig war auch das Verhalten einzelner Kinder, welches hier nur bestraft wird, wohingegen in Deutschland nach Ursachen und Hilfen gesucht wird. Wir habe versucht, den Kindern so viel Freiraum wie möglich zu geben und den Alltag spielerisch und musikalisch zu gestalten, sodass der Lernerfolg so groß wie möglich ist. Ich hatte zu Beginn bedenken, wie es mit der Kommunikation klappen wird aber die Kids haben es mir kinderleicht gemacht. Ich wurde mit offenen Armen und einem riesigen Lächeln empfangen und habe mich von Anfang an pudelwohl gefühlt. Der Abschied nach vier Wochen fiel mir unglaublich schwer, aber das Geschenk von ihnen und das Lächeln der Kinder bleibt für immer in Erinnerung. Ich bin unendlich dankbar für diese Erfahrung!
Hier ein paar Eindrücke von meiner Zeit:














